Wer sich wirklich mit Fotografie auseinander setzen und eine Spiegelreflexkamera benutzen möchte, kommt um die Frage nach dem richtigen Objektiv nicht drum herum. Vor allem nicht für die Reise, denn da kann ja auch nicht alles mit! Festbrennweite oder Zoom-Objektiv, ganz nah dran oder bitte weit weg, mit Blick ins Detail oder auf’s große Ganze?  Der vielseitige Tausendsassa braucht wahrlich einige Tausender, um die ganze Bandbreite der Fotografie zu bedienen. Bevor wir jetzt also einzelne Objektiv-Typen vorstellen, geht doch gedanklich schon mal auf die Reise: Was sind Eure bevorzugten Motive unterwegs und welche Bilder möchten Ihr gerne mit nach Hause bringen? Dann richtet eure Ausrüstung zu Beginn auf dieses Ziel hin aus.

Foto-Guide: Das richtige Objektiv

Das Objektiv ist das Auge der Kamera, die Linse sozusagen. Das Auge stellt Eure Welt scharf, wenn Ihr vom Buch in den Garten blickt und wieder zurück. Es kann dem Löwen auf den Pelz blicken, doch ohne Fernglas nicht ins Maul. Es kann die Frontscheibe im Blick haben und doch ist es ohne Spiegel neben und hinter Euch blind. Wie auch das menschliche Auge Hilfsmittel für bestimmte Situationen braucht, braucht die Kamera Wechselobjektive. Was also wofür? Ganz grob:

  • ist das Standard-Objektiv rund um 50mm Brennweite Dein menschliches Auge.
  • ist das Tele-Objektiv Dein Fernglas für alles, was sich in der Ferne tummelt.
  • ist das Makro-Objektiv Deine Lupe für die winzigen Details.
  • ist das Weitwinkel-Objektiv Dein Spiegel für den Rundumblick.

Diese vier Objektive stellen wir vor und erklären, in welchen Situationen Ihr sie am besten nutzen könnt. Zuvor kommen wir jedoch um ein paar kleine technische Details nicht herum.

Die Technik: Zoom-Objektiv oder Festbrennweite

Objektive gliedern sich zunächst einmal ganz grundsätzlich in zwei Klassen: Die Festbrennweite und das Zoom-Objektiv. Am Gehäuse des Objektivs findet Ihr immer eine kleine Zahl oder eine Zahlenkombination. Die Brennweite angegeben in Millimetern (mm). Diese besagt, welche Bildwinkel Ihr mit dem Objektiv abbilden könnt. Je kleiner die Zahl, desto weitwinkliger ist das Objektiv. Das heißt, dass das Objektiv in einem weiten Winkel recht viel von seiner Umgebung gleichzeitig anschauen und scharf stellen kann. Als kleine Eselsbrücke: Wenn Ihr die Bücherwand ganz im Blick haben wollt, geht Ihr einen Schritt zurück. Die Bücherwand ist dann zwar „kleiner“, weil weiter weg (=kleine Brennweitenzahl), dafür bekommt Euer Auge aber auch alles drauf.

Wird die Brennweitenzahl größer, wird der Bildwinkel kleiner. Das Objektiv schaut sich also nur einem kleinen Ausschnitt an, ist dabei aber näher dran. Zur Bücherwand: Geht Ihr näher an Eure Bücherwand heran, könnt Ihr nur noch ein paar Bücher gleichzeitig im Auge behalten, dafür aber die „großen“ Titel lesen (=große Brennweitenzahl). Auf dem oft mit der Kamera erhältlichen Standardobjektiv steht in der Regel die Brennweite 18-55 mm. Das Objektiv ist also ein Zoomobjektiv. Ihr könnt vorne am Objektivrand drehen und das Motiv Richtung 18 mm „wegschieben“ und Richtung 55 mm „ranholen/ranzoomen“. Steht auf dem Objektiv nur eine Zahl, z.B. 50 mm, dann habt Ihr eine Festbrennweite in der Hand. Hier kann nichts gezoomt werden und Ihr müsst Euch mit Euren Füßen den Motiven nähern. Was erst einmal nach einem Nachteil klingt, bringt aber qualitative Vorzüge mit sich. Die äußern sich in der Lichtstärke.

Die Technik: Die Lichtstärke

Eine Festbrennweite kann sich ganz auf ihre einzige Aufgabe konzentrieren. Bei einem 90 mm-Makro-Objektiv ist das das scharfe und farbenfrohe Foto eines Käfers. Ganz nach dem Motto Qualität vor Quantität wird die Linse hier nur für diesen Zweck optimiert. Jeder kleine Hebel wird in Bewegung gesetzt, um den Käfer rattenscharf abbilden zu können. Bei einem Zoomobjektiv müssen mehrere Aufgaben erfüllt werden. Da das Fotografieren eines Löwen am Horizont andere Anforderungen an das Objektiv stellt als das Foto des Abendbuffets, muss das Objektiv einen Kompromiss eingehen. Das Objektiv wird so gebaut, dass es alle Ansprüche zufriedenstellend erfüllen kann. Doch es muss einige Abstriche machen und kann in den Feinheiten niemals die Qualität einer Festbrennweite erreichen. Das erkennt ihr auf die Schnelle an der Lichtstärke. Die Lichtstärke steht ebenfalls vorne am Objektiv. Zum Beispiel:

  • Bei einer 35 mm-Festbrennweite mit Lichtstärke 1.4 steht dort 35 mm 1:1.4
  • Bei einem 8-16 mm-Weitwinkelzoom mit Lichtstärke 4.5-5.6 steht dort 8-16 mm 1:4.5-5.6

Hier gilt: Je kleiner die Zahl, desto höher die Lichtstärke und desto weniger Licht braucht die Kamera von außen für ein gutes Foto. Gute Lichtstärken liegen bei ≤2.8. Möchtet Ihr beim abendlichen Grillfest Eure flinken Freunde ablichten, könnt Ihr die Belichtungszeiten mit guten Objektiven ruhig kürzer halten. Das Objektiv sieht selbst noch gut genug.  Objektive mit Lichtstärken von ≥3.5 sind lichtschwächer. Sie sehen selbst nicht so gut und brauchen beim Grillfest lange Belichtungszeiten für ein gutes Foto. Eure flinken Freunde sind dann wahrscheinlich recht schwammig auf dem Bild zu sehen.

Bei einer lichtstarken Festbrennweite steht also eine recht niedrige Zahl am Gehäuserand. Beim Zoomobjektiv kann die Lichtstärke je nach genutzter Brennweite variieren, sodass hier eine „Von-Bis-Zahl“ zu sehen ist. Im Beispiel oben Lichtstärke 4.5 bei Brennweite 8 mm und Lichtstärke 5.6 bei Brennweite 16 mm. Diese Angaben müsst Ihr bei der Wahl Eures Objektivs beachten! Fotografiert Ihr eigentlich alles gern, möchtet aber wenig Ausrüstung mitnehmen? Dann kauft Euch ein Zoomobjektiv für alle Fälle. Fotografiert Ihr überwiegend bestimmte Themenbereiche, in denen Ihr vielleicht sogar Geld verdient? Zum Beispiel Porträts? Dann kauft Euch eine hochwertige, lichtstarke Festbrennweite. Wir raten für die Reise eigentlich eher zu einem Zoomobjektiv, weil ihr damit einfach flexibler seid und keinen Haufen an Ausrüstung mitnehmen müsst. Klar, könnt Ihr mit der Festbrennweite auch einfach viel im Gelände auf und ab laufen, um Euer Traumfoto zu bekommen. Was aber, wenn Ihr schon an der Klippe steht und der Wal ist immer noch zu weit weg?

 

Die Objektive: Das Standardobjektiv

Das Standardobjektiv bewegt sich um Brennweiten um die 50 mm. Dieser Abbildungswinkel kommt dem menschlichen Auge am nächsten und hat kaum Verzerrungen. Porträtfotografen setzen deshalb meist auf Porträtlinsen um die 50 mm, damit ihre Modelle nicht zu Mondgesichtern oder Bohnenstangen werden. Mit dieser Brennweite fotografiert Ihr alles in Eurer Nähe gut und maßstabsgetreu. Standardobjektive bewegen sich daher meistens im Bereich 18-55 mm, weil Ihr damit Eure Oma aus nächster Nähe, aber auch die Kaffeetafel in Gänze ablichten könnt. Super vielseitig und praktisch im Einsatz. Fazit: Ein vielseitiges Multitool für die Reise!

Die Objektive: Das Weitwinkelobjektiv

Das Weitwinkelobjektiv bewegt sich um Brennweiten um die 8-16 mm. Bei einer so kleinen Brennweite wie 8 mm spricht man bereits von einem Ultraweitwinkel oder einem Fisheye-Objektiv. Wie auch der Fisch seht Ihr eine ganze Menge mehr als das menschliche Auge, nämlich fast einen Halbkreis. Diese Linsen sind richtig gebogen und die Kamera schaut durch diese Glaskugel für den Rundumblick. Die Wölbung der Glaskugel sorgt aber dafür, dass die Dinge vorn weit weg geschoben und die Dinge am Rand nah heran geholt werden. So gibt es einiges an Verzerrungen oder Raum für Kreativität. Mit dieser Brennweite fotografiert Ihr weite Landschaften oder Innenräume, bei denen Ihr alles drauf bekommen möchtet. Die Kuppel eines Kirchendaches von innen aufgenommen wirkt meist etwas langweilig, weil man die gewaltige Dimension auf dem Foto nicht sehen kann. Und nur einen Ausschnitt aus einer atemberaubend weitläufigen Landschaft zu zeigen, sieht auch irgendwie Banane aus. Dann greift Ihr besser doch zum Weitwinkel. Fazit: Ein Objektiv für Superlative!

Die Objektive: Das Teleobjektiv

Das Teleobjektiv bewegt sich um Brennweiten über 100 mm. Je höher die Zahl, desto näher kommt Ihr an das Motiv heran und desto unhandlicher wird das Objektiv. Ab 300 mm spricht man bereits von einem Ultratele. Diese Objektive können entfernte Motive groß im Foto wiedergeben, brauchen aber oft auch ein sehr stabiles Stativ oder sogar eine Objektivstütze. Ein Telezoom geht richtig in die Länge, wenn man es ganz ausfährt. Wie bei einem Fernglas geht hier leider sehr viel Licht verloren, sodass die lichtstarken Objektive sehr, sehr teuer sind. Mit dieser Brennweite fotografiert Ihr Tiere oder Menschen aus der Ferne, bei denen Ihr nicht so nah rangehen möchtet oder könnt. Den Löwen in der Savanne oder die nette Frau am Markstand beim Obstverkauf. Alle benehmen sich vor der Kamera doch natürlicher, wenn sie Euch nicht bemerken. Das Tele muss her! Blöd: Wenn sich das Motiv bewegt, wird es schwierig, das Motiv mit dem Tele überhaupt zu finden und im Sucher zu halten. Bei diesem Objektiv braucht Ihr oft etwas mehr Geduld und könnt nicht einfach drauf losknipsen.  Fazit: Ein super Objektiv für Ganz-nah-dran von ganz weit weg!

Die Objektive: Das Makroobjektiv

Das Makroobjektiv ist ein leichtes Teleobjektiv mit Brennweiten um die 100 mm. Makroobjektive bilden kleine Details 1:2 oder sogar 1:1 und damit formatfüllend ab. Den Käfer auf dem Blatt möchtet Ihr ja möglichst groß auf dem Foto haben ohne dabei so nah ranzugehen, dass er vor Schreck herunter fällt. Wer einmal ein Insekt mit einem Standardobjektiv und einem Makroobjektiv im Vergleich ablichtet, wird den großen Unterschied feststellen. Mit dieser Brennweite fotografiert Ihr Insekten, die Staubblätter einer Blüte oder die abblätternde Zeichnung einer alten Porzellanvase. Ehrlich gesagt bleibt dieses Objektiv meist schweren Herzens bei uns zu Hause. Auf der Reise hat man erstaunlicherweise selten die Ruhe stundenlang die Schärfe bei einem Mauerblümchen einzustellen. Wir haben es eigentlich nie vermisst und gehen als Entschädigung immer auf eine Extra-Tour speziell für zeitaufwändige Makrofotos. Fazit: Das Makroobjektiv ist die große Bühne für kleine Dinge!

Abschließender Tipp

Durch schlechte Linsen sieht man schlechter, durch gute Linsen farbenfroh und klar. Deshalb noch zwei wichtige Überlegungen. Erstens: Ein gutes Objektiv kann einen Haufen Geld kosten. Nicht immer muss es gleich das teuerste sein, aber günstige Objektive machen oft entsprechende Abstriche in der Lichtstärke und der Linsenqualität. Setzt euch deshalb unbedingt in Ruhe mit eurem Wunschobjektiv auseinander und spart nicht am falschen Ende. Wir haben einmal ein Einsteigermodell gewählt, das wir aus Lichtgründen leider kaum zum Einsatz bringen konnten. Habt ihr einmal Geld in die Hand genommen, kommen wir zum zweiten wichtigen Punkt: Die Pflege! Die Investition in ein gutes Objektiv lohnt sich. Wir halten nicht viel vom ständigen Wechsel der Kamera, nur weil es inzwischen neue Techniken auf dem Markt gibt. Eine gute Kamera macht zusammen mit einem tollen Objektiv tolle Fotos und das über Jahrzehnte. Wer sein Objektiv also so pfleglich behandelt wie sein Augenlicht, braucht nur einmal in die Tasche zu greifen. Ganz wichtig: Kamera und Linsen immer trocken halten, Staub und Sand sofort mit einem Pinsel entfernen und feste Flecken vorsichtig mit einem Mikrofasertuch abreiben. Das geht auch und gerade unterwegs, wenn die Sahara zum Spielplatz wird: Wir empfehlen den Lenspen von Hama für alle Gelegenheiten!

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