In unserem Bericht Kosovo Backpacking möchten wir Euch gerne dieses schöne Land ein Stück näher bringen. Leider ist Kosovo, d.h. sowohl der Begriff als auch die Region, ein politisch stark umkämpftes Thema. Doch gerade deswegen soll hier mal ein Licht auf die schönen Seiten dieses Landes geworfen werden. Denn gerade für Backpacker*innen birgt Kosovo eine Vielzahl toller Erlebnisse!
Kosovo Backpacking: Hintergrund
Nach Kosovo zu reisen bedeutet auch: sich mit Weltpolitik zu befassen. Denn gerade als Westeuropäer sollte man sich seiner eigenen Rolle in der Geschichte der Region bewusst sein. Deswegen wird hier auch “Kosovo”, anstatt “der Kosovo” geschrieben, um das Land nicht zu einer Region zu degradieren und somit dem Anspruch der Kosovaren auf Unabhängigkeit gerecht zu werden.
Seit dem Zweiten Weltkrieg war Kosovo Bestandteil der Sozialistischen Republik Serbien innerhalb der Sozialistischen Bundesrepublik Jugoslawien. Kosovo pochte stets auf Teilautonomie, die die Region schritt- und teilweise 1963 und 1974 zugestanden bekam. Die in der Region mehrheitlich lebenden Kosovo-Albaner wollten damit auch ihre Andersartigkeit zur serbischen Mehrheit in den anderen Teilen der Sozialistischen Republik ausdrücken.
1989 wurden die gewonnenen Autonomierechte durch eine “antibürokratische Revolution” größtenteils zurückgenommen – was zu starken Konflikten führte und viele der Kosovo-Albaner veranlasste, in das europäische Ausland zu fliehen. Diese Situation wurde mit dem Abkommen von Dayton (USA, EU mit Serbien, Bosnien-Herz., Kroatien) verschärft, da in dem Vertragswerk das Unabhängigkeitsbestreben Kosovos nicht berücksichtigt wurde (–> “Mit offenen Karten” zu Jugoslawien-Krieg). Der Protest wurde ab 1996 unter Führung der UCK auch militärisch gegen die serbische Armee ausgefochten. Die Zahl der albanischen Flüchtlinge stieg an, die NATO griff 1999 ohne Mandat des UN-Sicherheitsrates ein, um eine humanitäre Katastrophe abzuwenden. Die KFOR, das Mandat der NATO für den Kosovo, errichtete zusammen mit der EU (EULEX) eine militärische Überwachung und Administration (ARD-Doku zur dt. Beteiligung am NATO-Einsatz). Seitdem sind diese Organisationen noch immer im Kosovo vertreten, das Land ist von 193 Staaten weltweit anerkannt, darunter natürlich nicht von Serbien (–> “Mit offenen Karten” über Kosovo)
Auch Spanien, Griechenland, Zypern, Rumänien und die Slowakei erkennen die Staatlichkeits Kosovos nicht an, weswegen auch die Beitrittsverhandlungen zur Europäischen Union erschwert sind. Kosovo und Albanien fühlen sich auch durch den kulturellen Hintergrund stark verbunden, was im Stadtbild sehr offensichtlich ist (albanische Flaggen überall).
Kosovo Backpacking: Einreise/Ausreise
Mit einem westeuropäischen Pass (außer Spanien) ist die Einreise in den Kosovo grundsätzlich kein Problem. Vor dem oben beschriebenen geschichtlichen Hintergrund wird jedoch klar, dass das Verhältnis zu Serbien von starken Spannungen geprägt ist. Das bedeutet für eine Backpacking Reise in den Kosovo: über Kosovo nach Serbien einzureisen, ist nicht möglich! Da Serbien Kosovo nicht als Staat anerkennt, würde an der Grenze ein illegaler Grenzübertritt festgestellt werden, was mit Strafen verbunden ist. D.h. es bleiben zwei Möglichkeiten:
- Von Albanien, Mazedonien oder Montenegro einreisen und in eines dieser Länder wieder ausreisen.
- Nach Serbien einreisen und von dort aus nach Kosovo reisen. Die Ausreise kann dann in jedes Land erfolgen.
Kosovo Backpacking: Trampen und Camping
Trampen funktioniert in Kosovo super. Halt, “super” ist eine Untertreibung. In keinem anderen Land auf unserer Reise wurden wir mit so viel Gastfreundlichkeit überschüttet. Uns wurden Colaflaschen, Crossaints, Chips und Zigaretten gekauft – ob wir wollten oder nicht. Nach jeder Fahrt hatten wir zwei neue Handynummern und eine Option auf einen kostenfreien Schlafplatz in einer Familie.
Zum Campen können wir nicht viel sagen, da wir wegen des schlechten Wetters ein Hostel vorgezogen haben. Auf unserer Camping App waren jedoch keine Campingplätze eingezeichnet und Schilder haben wir auch keine gesehen. Mit Wildcampen sollte man jedoch vorsichtig sein, da viele Gebiete noch von Landmienen übersäht sind. Im Garten bei irgendwem sollte es aber gehen!
Kosovo Backpacking: Pristina
Kosovo war für mich lange nur die verwaschene Erinnerung an die Tagesschau vor 20 Jahren, als in grauer Umgebung Kriegsflüchtlinge durch die Lande streiften, Bomben in Häuser krachten, Dächer brannten. In Pristina angekommen, eröffnete sich ein gänzlich anderes Bild. Zwar glich die Architektur noch immer dem typischen grauen Ostblock-Brutalismus, die Menschen dazwischen hätten jedoch auch aus Berlin XBerg oder dem Hamburger Berg stammen können. Junge Menschen wohin man blickt, modern, aufgeschlossen, stylisch. Es schien, als wollten sie mit aller Kraft heraus aus der bedrückenden Geschichte des Staates, hinein in eine weltoffene und kreative Zukunft. Dieser Gegensatz ist in Pristina allgegenwärtig: EULEX ist mit den Diplomatenfahrzeugen stets präsent, doch daneben Kaffeehäuser, Bars und eine riesige Universität. Besonders die politischen Monumente haben wir gerne besichtigt (das Stadion, die EULEX-Anlagen, die Konfliktmuseen).
Untergekommen sind wir im Centre Hostel direkt am großen Hauptplatz. Dort bekam man sogar ein Doppelzimmer für nur 25 €, allerdings ohne Möglichkeit zum Selberkochen. Im Guest House Velania konnten wir über booking.com ein Doppelzimmer für 20€ und einer Gemeinschaftsküche ergattern.
Aus Pristina nach Prizren trampen geht gut an diesem Spot.
Kosovo Backpacking: Prizren
Wem nach ein paar Tagen der Trubel der Großstadt zu viel ist, sollte sich auf den Weg nach Prizren machen. Völlig unvoreingenommen und ohne Erwartungen haben wir uns an die Straße gestellt und wurden direkt von einem netten Geschäftsmann – der uns eine Zigarette nach der nächsten anbot – nach Prizren mitgenommen. Untergekommen sind wir im sehr schönen City Hostel (10€/Person inkl. Frühstück).
Mit fast 200.000 Einwohner*innen ist die zweitgrößte Stadt des Landes ein kulturelles Kleinod zum Flanieren, Essen, Trinken und Sehen und Gesehen werden. Der kleine Fluß schlängelt sich zwischen den Steinhäuschen hindurch, die eng an eng mit den Dutzenden Moscheen stehen. Ein Ausflug auf die Ruinen der alten Festung lohnt sich sehr. Der Ausblick ist fantastisch und wir vertrieben uns die Zeit damit, die Moscheen zu zählen.
Prizren ist kein Ort für zwei Wochen. Wir verbrachten zwei Nächte hier und hatten eine sehr schöne, ruhige und entspannte Zeit. In einer Schlucht am Fluss gibt es sogar einen Campingplatz, den wir wegen des Wetters aber nicht getestet haben.
Kosovo Backpacking: Ferizaj
Von Prizren wollten wir zurück nach Skopje trampen und sind nur bis Ferizaj gekommen. Auch wenn wir hier nur 2 Stunden verbrachten, bis ein Bus nach Skopje fuhr, soll dieser Ort kurz Erwähnung finden. In meinem Leben habe ich noch nicht so viele junge, offene und nette Menschen auf einem Fleck gesehen. Vielleicht hatte es damit zu tun, dass gerade die Schule zu Ende war – jedoch vergingen keine 10 Minuten, ohne dass uns nicht irgendwelche Mädchen uns zugewunken, uns Jungs in perfektem Englisch angesprochen oder uns Barpersonal über Berlin ausgefragt hätten. Ein Ort, den man sich vielleicht auch mal einen Tag länger anschauen könnte – wohl nicht wegen der Architektur, aber wegen der Menschen.
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