Urlaubsreif, aber keine Lust ans Ende der Welt zu fliegen? Muss auch nicht sein, denn auch vor der eigenen Haustür oder bei unseren europäischen Nachbarn kann man genauso wunderbar die Seele baumeln lassen! Das dachten wir uns diesen Sommer auch und hissten das kleine Urlaubsfähnchen für eine Woche im idyllischen Maltatal im österreichischen Kärnten. Das Maltatal ist gerade im Mai und Juni, vor Beginn der eigentlichen Urlaubssaison ein super Geheimtipp für alle, die Abstand brauchen. Abstand von Zweibeinern, Abstand von Lärm und Tourismus, Abstand von Herausforderungen. Denn hier geht es recht beschaulich zu und auch die Bergwelt lässt sich selbst von eingerosteten Büroaffen hervorragend erklimmen. Muss ja im Urlaub nicht immer die voll ausgestattete Survivaltour sein! Hier also zu unseren Tipps und Touren rund um das Maltatal.
Das Kärntner Maltatal
Das Maltatal liegt mit seinen 36 km Länge ganz gemütlich in den Hohen Tauern der Zentralalpen und wird im Westen von der Reißeckgruppe, im Norden vom Hauptkamm der Hohen Tauern mit der Hochalmspitze und dem Großen Hafner und im Osten vom Reitereck begrenzt. Während die Gebirgszüge ein paar schöne 3.000er für Wanderungen und Klettersteige bereit halten, überzeugen die Tallagen durch ein buntes Mosaik aus unterschiedlichen Naturräumen. Unzählige Wasserfälle stürzen über schroffe Felswände ins Tal hinab und durchziehen Hochmoore, saftige Bergwiesen und urige Täler, in denen Wildpferde und geflecktes Milchvieh auf schüchterne Großstadtkinder warten. Alles da für den Aktivurlaub! Übernachten lässt es sich in Pensionen oder Ferienhäusern in Malta und Gmünd oder absolut gemütlichen und natürlich kostspieligeren Blockhütten, z.B. auf dem Maltaberg. Wir empfehlen in jedem Fall ein funktionstüchtiges Auto, da die Startpunkte der Tagestouren doch ganz ordentlich weit auseinander liegen können. Wer will kann sich natürlich auch den 6-stündigen Aufstieg auf eng gezogenen Serpentinen mit > 10% Steigung bis zum Startpunkt geben, der auch die alte Studentenkarre in die Knie zwingen wird. Von daher: Ein flottes Auto muss es sein oder eben der selten verkehrende Bus!
Maltatal: Urbanes
Um den Übergang vom kulturell und ökonomisch überladenen Großstadtleben milde zu gestalten, empfehlen wir erst einmal einen Besuch in Gmünd. Wer in Malta sein Bettchen aufgeschlagen hat, wird schnell feststellen, dass es dort neben einem guten Bäcker und einem teuren Tante-Emma-Laden namens ADEG nicht viel gibt, um die Futterluke zu füllen. Deshalb lohnt sich ein Einkauf im benachbarten Gmünd oder im etwas weiter entfernten Spittal an der Drau. In Gmünd gibt es einen Billa, der leider gar nicht so billa ist, aber alles zu bieten hat, was man an Verpflegung braucht. Wann immer es in Österreich geht, sucht einen Hofer auf, den österreichischen Vertreter von Aldi, der mit seinen Preisen wirklich deutlich weiter unten liegt. Danach empfehlen wir Euch einen kleinen Spaziergang durch Gmünd, einer kleinen, malerischen Stadt mit kleinen Gassen und allerlei Kunsthandwerk. Überall in der Stadt haben sich kleine Aterliers alter und junger Künstler angesiedelt, die neben Malereien, handwerklichem Mutti-Kram und modernen Holzarbeiten auch allerlei an rostigem Schrott zu verwerten wissen. Zugeben: Nur weil Pinsel und Trompeten von der Decke hängen, ist das unserer Meinung nach nicht gleich Kunst, aber das ist ja bekanntlich Geschmackssache. Nachhaltig beeindruckt haben uns die Arbeiten von Johann Wieltsch, der mit seiner Galerie Woodstone auch in Fürnitz zu sehen ist.
Maltatal: Malteiner Wasserspiele und Gößtal
Nach der Errichtung der Häuslichkeit im Ferienhaus darf nun etwas gewandert werden. Um reinzukommen, stellen wir Euch hier zwei etwas längere Spaziergänge vor, die landschaftlich aber ganz schön sind. Nördlich von Malta bei Koschach im Schoß der Ankogelgruppe liegt das Gößtal, das sich durch sattgrüne Wälder bis zum Gößkarspeicher empor zieht. Das Gößtal lässt sich nur auf einer Forststraße zwischen Wiese und Wald durchwandern und gibt dabei immer wieder den Blick auf die Ankogelgruppe frei. Das Gößtal ist Habitat einer großen Gruppe Wildpferde, die das Gelände völlig frei durchlaufen können. Nicht erschrecken also und Vorsicht mit dem Fiffi an der Leine, wenn plötzlich ein Gaul hinter dem Baum hervor springt.
Alternativ könnt Ihr Euch auch die Malteiner Wasserspiele anschauen, die als 4,5 km langer Naturlehrpfad an der Mautstelle der Malta-Hochalm-Straße beginnen. Der Weg führt Euch an zahlreichen Wasserfällen entlang und kann in einer Stunde als schneller Rundweg oder noch recht weit ins Tal hinauf begangen werden. Für den absoluten Bewegungsdrang ist sogar die Verbindung bis hoch zur Kölnbreinsperre (zusätzlich 7km und 1.000 Höhenmeter) möglich, die aber auch über die Malta-Hochalm-Straße per Maut (19€ pro PKW) erreicht werden kann. Wer Bock auf Klettern hat, sollte nach angelegten Routen neben den Wasserfällen Ausschau halten.
Maltatal: Elendrunde an der Kölnbreinsperre
Weiter geht es über die Hoch-Almstraße bis zur Kölnbreinsperre, unschwer zu erkennen an der Klorollen ähnlichen Bettenburg für anspruchslose Touristen. Die Kölnbreinsperre ist mit 200m die höchste Staumauer Österreichs und wenig überraschend damit der tiefste See Kärntens. Vom Touriparkplatz führt eine absolut bequeme Schotterstraße etwas ereignislos am Nordufer des Beckens entlang, die aber bald nach Norden in das Kleinelendtal verlassen werden kann. Das Tal führt durch schönste alpine Landschaft im Revier der Murmeltiere in Richtung der Ankogelgletscher. Hier geht Ihr unterhalb der Gletscher zur Zwischenelendscharte hinauf und habt am höchsten Punkt einen astreinen Blick auf die Schwarzhornseen. Danach geht es an den Abstieg zum Pausenradler an der Osnabrücker Hütte und zurück durch das Großelendtal zum Speicher. Die Tour lässt sich in 6-8h und mit 750 Höhenmetern gut gehen und erfordert nur an der Zwischenelendscharte etwas Trittsicherheit. Wir mussten die Tour leider am Ende des Kleinelendtales wegen Gewitter abbrechen. Deshalb kleiner Hinweis: Das Wetter kann hier recht zügig umschlagen oder Euch bei wenig Schatten am Weg in der sengenden Sonne den Kopf zerbrechen. Viel Wasser und ein Blick in den Himmel sind also trotz recht einfacher Wanderung nicht verkehrt.
Maltatal: Ausdauernde Touren vom Maltaberg
Nach dem Elend der Kölnbreinsperre braucht Ihr jetzt mal wieder was Richtiges für’s Auge! Dafür lohnt sich ein Abstecher zur Leonardhütte auf dem Maltaberg, die Startpunkt einiger sehr schöner, langer Bergwanderungen zwischen Almwiesen und Milchkühen ist. Schon von der Hütte aus habt ihr einen tollen Blick auf das Maltatal und die Karawanken und könnt Euch hier bei Speckknödeln, Käsespatzn und Kaiserschmarrn den faulen Bauch vollschlagen. Oder Ihr macht Euch auf den Weg durch die Faschaun, einem Bergblumenparadies mit flachen und steilen Passagen, die Euch hinauf zum Südrücken des Stubecks bringen. Das Stubeck ist auf 2.370 m ü NN gut erreichbar gelegen und kann in 4h mit 750 Höhenmetern bei gutem Wetter super überquert werden. Wir hatten leider wieder Pech mit dem Wetter und wussten vor lauter Wind und hageligem Regen gar nicht wohin mit dem Gipfelfoto. Von der Faschaun lassen sich mit etwas mehr Gehzeit und Anspruch auch das Faschaunereck (2.515 m ü NN, 2-3h und 1000 Höhenmeter bis zum Gipfel), das Reitereck (2.790 m ü NN, 4h und 1.300 Höhenmeter bis zum Gipfel) und die Loibspitze (2.229 m ü NN, 3-4h und 1.400 Höhenmeter bis zum Gipfel) erklimmen. Die Wege führen alle abschnittweise über Weiseflächen. Haltet also den Hund an der Seite und eine Portion forsches Auftreten parat, denn während der Kälbchenzeit sollte man den Kühen nur mit sicherem Abstand begegnen. Ansonsten einfach ruhig vorbeigehen und einer aufdringlichen Kuh mit lauter Stimme und Klapps begegnen.
Maltatal: Alpine Touren von der Gießener Hütte
Jetzt aber mal hoch da mit dem faulen Hintern! Schöne alpine Touren mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden rund um die Hochalmspitze gehen von der Gießener Hütte oberhalb des Gößkarspeichers ab. Am besten fahrt Ihr durch das Gößtal die Serpentinen bis zum Parkplatz des Gößkarspeicher hoch (Achtung: Straße erst am Mitte Juni freigegeben) und startet von dort erst einmal in ca. 1,5h zur Gießener Hütte des Alpenvereins. Nach einem gepflegten Almdudler (Zuckerbrause!) sind hier unter anderem folgende Touren möglich:
Winterleitenkopf | Schneewinkelspitze | Hochalmspitze | |
---|---|---|---|
Höhe (m ü NN) | 2.518 | 3.016 | 3.360 |
Gehzeit der Tour | 45 min | 7 h | 13 h |
Strecke | 12 km | 13 km | |
Höhenmeter | 1.390 | 1.700 | |
Schwierigkeit | Kleiner Hausberg der Gießener Hütte mit schönem Rundblick ohne große Anforderungen | Gut machbare Tour mit einigen Passagen über Schuttgelände, Schneeflecken und Bachläufe | lang und anspruchsvoll mit stahlseilgesicherten Klettersteigen und schroffem, teils weglosem Gelände |
Kärnten: Weißensee
Falls einige von Euch echt keine Lust mehr auf Wandern haben oder einfach auch ein bisschen Badeurlaub schätzen, haben wir hier einen kleinen Tipp: In etwa 1h fahrt Ihr mit dem Auto bequem über Spittal ins Naturreservat Weißensee und habt vom Ostufer aus einen super einfachen Zugang zum türkisblauen Badewasser. Der Weißensee ist 11 km lang und bis zu 900 m breit und bietet von ewig flachen Uferpassagen auch Steilhänge mit bis zu 99m Wassertiefe. Die umliegenden Kalkalpen beliefern den See stetig mit feinen Kalkpartikeln, die das Wasser in allen türkisblauen Schattierungen schimmern lassen. Am Ostufer kann man tagsüber kostenlos auf den Parkplätzen parken und sein kleines Paddelbötchen bequem ins Wasser lassen. Werktags und außerhalb der Saison ist der See herrlich ruhig und bietet unzählige versteckte Buchten für die ungezwungene Freikörperkultur. Zum Westufer führt keine befahrbare Straße, sodass Ihr es hier mit einer Sackgasse zu tun habt. Zu sehen gibt es aber genug und wer selbst nicht so kreativ ist, kann sich ja auf dem anliegenden Campingplatz mit Windsurfen oder Tauchen bespaßen lassen. Den Wandervögeln unter Euch empfehlen wir von hier aus eine schicke Tour (ca. 7h, 1300 Höhenmeter) zum Latschur. Der Weg führt entweder über eine staubige Forststraße in Serpentinen in 2,5 h oder über einen viel schöneren, sehr steilen Direktpfad durch den Wald zur Techendorfer Alm. Von dort ist es etwas mehr als eine Stunde über blumigste Bergwiesen zum Latschur. Ein schöner Weg, der in der Mittagshitze nur etwas an Ausdauer verlangt. Unser Tipp: Finger weg von der langweiligen Forststraße!
Wer in Deutschland nicht ganz so weit fahren will, kann natürlich auch mal den Walchensee ansteuern. Am besten aber außerhalb der Saison, da von fröhlichen Badegästen überfrequentiert. Toll zum Paddeln unterm Junimond während die Möwenkolonie im Dunkeln hinter der Vogelinsel lärmt.
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