Nach einem schönen Tag in Wien ging die Reise weiter Richtung Bratislava, dieses Mal mit Sophia im Schlepptau, meiner Gastgeberin für die zwei Nächte. Die Hitze war schon morgens unerträglich, weshalb wir uns außerhalb von Wien in einem kleinen Badetümpel ins erfrischende Nass stürzten. Nach der kurzen Abkühlung ging es für mich wieder wie gewohnt alleine weiter. Die Strecke bis an die slowakische Grenze lässt sich leicht zusammenfassen: Immer geradeaus bei 39°C. Auch der nicht vorhande Grenzübergang war weniger spannend als erwartet, dafür das bunte Treiben in der slowakischen Hauptstadt umso mehr. Ziemlich kaputt nach knapp 90km in der sengenden Hitze fand ich ein beschauliches Ruheplötzchen an einem Brunnen in der Fussgängerzone und wurde von einem japanischen Touristen auf mein Fahrrad angesprochen. Begeistert berichtete er mir, dass er selbst bereits vor einem halben Jahr in Japan losgeradelt sei und noch große Pläne habe. Spontan folgte die Einladung auf ein Bier und ein Zwiegespräch zwischen Reisenden. Beschwingt fuhr ich zu einem Zeltplatz an dem Badesee Zlate Piesky etwas außerhalb der Stadt, um dort mitten in ein Techno-Festival zu geraten. Von zwei Bühnen bis in die Morgenstunden mit harten Bässen beschallt und unter einer Straßenlaterne schlafend begann nun also mein holpriger Start im Osten!

Radreise Osteuropa: Auf Feldwegen und Bundesstraßen

Inzwischen wurden nicht nur Straßen und Radwege immer holpriger, auch meine Stimmung passte sich am Morgen den tief hängenden Wolken an. Beim Aufbruch war mir aufgefallen, dass in meinen Radtaschen nichts Essbares mehr zu finden und darüber hinaus auch noch Sonntag war. Dazu kam die Unsicherheit an der ungarischen Grenze: Wo ging es von nun an lang? Der Weg war schwammig und mein Plan ebenso. Kurzentschlossen sprach ich einen anderen Radreisenden an, einen jungen Ungar, der mir nicht nur den Weg erklärte, sondern auch noch ein Stück mit mir fuhr und mir gute Tipps über das Reisen in Ungarn gab. Als sich dann auch noch die Sonne durch die Wolken kämpfte und ich an Mohnfeldern vorbei vom Rückenwind getrieben wurde, besserte sich die Stimmung erheblich. In der kleinen Stadt Györ schlug ich im paradiesischen Garten einer Familie unter Kirschbäumen mein Zelt auf und machte Bekanntschaft mit zwei Belgiern, mit denen ich mir beim Public Viewing mit hunderten Ungarn das EM-Spiel Ungarn-Belgien anschaute. So schnell konnte aus einem Morgen voller Zweifel und Unsicherheit ein schöner Tag werden! Auf dem weiteren Weg über Esztergom nach Budapest knackte ich die 1000km-Marke, wobei der Weg teilweise über vielbefahrene Bundesstraßen führte, auf denen LKWs mit nur einem halben Meter Abstand an mir vorbeirauschten. Da blieb kein Platz mehr, um den Schlaglöchern und der bis zu 20cm aufgewölbten Strassendecke ausweichen zu können. Die letzten 15km nach Budapest legte ich wieder in netter Begleitung zurück:  Ein netter Ungar schloss sich mir an und brachte mich bis an mein Ziel Budapest. Etwas außerhalb des Stadtzentrums konnte ich hier bei Sándor, einem Freund von Freunden unterkommen und wurde von ihm direkt ins allabendliche Treiben der modernen Metropole entführt. Und schon ging es weiter Richtung Süden, hoffentlich den Wind im Rücken und das Ziel immer vor Augen!

Die Autorin: Ich bin Nina, 26 Jahre alt, gerade mit dem Geographiestudium fertig geworden und auf der Suche nach Freiheit und Abenteuer. Das bedeutet für mich draußen in der Natur zu sein, keine Vorgaben einhalten zu müssen und jeden Tag aufs Neue etwas zu erleben.