Da ich keinen Computer zur Verfügung habe, wird dieser Eintrag auf meinem neuen Secondhand-Smartphone aus Griechenland verfasst und etwas kürzer. Mein Handy wurde in Athen geklaut und da ich vor allem für die Navigation nicht darauf verzichten kann, musste ich mir ein neues zulegen.
Nach einer entspannten Woche in Athen habe ich mich wieder alleine auf den Rückweg in die Heimat gemacht. Meine Route führte mich an der Südküste des korinthischen Golfs und dann am ionischen Meer Richtung Norden entlang. Unterwegs habe ich viele Bekanntschaften mit den netten Griechen gemacht und mich mit ordentlich Gegenwind am türkisblauen Meer voran gekämpft. Wie immer ignorierte ich auch am Unterwassertunnel bei Preveza die Verbotsschilder für Fahrräder. Dieses Mal wurde ich aber an der Mautstation gestoppt und mit meinem Fahrrad in einem Hänger durch den Tunnel kutschiert. Am Samstagabend passierte es dann wieder: Meine Zeltstange brach zum zweiten Mal während der Reise. Auch mit Tape konnte ich dieses Problem nicht beheben und musste mein Zelt mit nur einer Stange am Baum festbinden, um überhaupt darin schlafen zu können. Grundsätzlich passieren solche Dinge immer samstags (Fahrradsattel & Handy wurden auch samstags geklaut) und ich musste den Sonntag abwarten, um Ersatz zu besorgen. Entsprechend genervt war ich von diesem Unglück und wusste keine Lösung, um die Stange zu zu flicken. Ein paar Tage später traf ich dann auf ein amerikanisches Pärchen, das mir seine Reperaturhülse schenkte und mich damit äußerst glücklich machte. Griechenland war heiß und bergig, aber mit schönen Stränden und tollen Menschen auf jeden Fall knapp drei Wochen Aufenthalt wert.
Radreise Osteuropa: Auf nach Albanien!
Trotzdem wurde es Zeit für ein neues Land: Albanien. Da ich niemals geplant hatte, hier Station zu machen, war ich entsprechend planlos und wusste nur um Berge und ein freundliches Volk. Doch das klang vielversprechend! Tatsächlich war der Südwesten des Landes gespickt mit Bergen, die es zu überqueren galt. Die ersten zwei Tage fuhr ich fast ausschließlich Serpentinen und kam dabei ordentlich ins Schwitzen.Die Anstiege waren zeitweise so steil, dass ich im kleinsten Gang zu kämpfen hatte und mich das Gewicht des Rades zur Verzweiflung brachte. Nach der Überquerung des Llogarase Passes spuckten mich die Berge aus und ich war im Tiefland angekommen. Hier war der Verkehr noch schlimmer und immer wieder musste ich längere Stücke auf der Autobahn fahren. Was sich gefährlich anhört war tatsächlich angenehmer als die engen Straßen auf denen ich ununterbrochen waghalsig überholt wurde. Außerdem waren auf den Autobahnen auch Hennen, Geister-Fahrradfahrer und Eselkarren unterwegs und ich konnte auf dem Standstreifen fahren. Besonders erwähnenswert sind die freundlichen Menschen, denen ich unterwegs begegnet bin. Zwei Nächte hintereinander wurde ich jeweils von einer Familie in ihr Haus eingeladen. Dabei hätten die beiden Familien unterschiedlicher kaum sein können. Vefi und ihre Kinder lebten in einer Bauruine, die seit 11 Jahren auf die Fertigstellung wartet. Nur ein Raum im Haus ist verputzt und hat Fenster und Licht, während in den anderen nur Löcher aus der Wand starren. Damit ist dieser Raum auch der einzig bewohnbare im kalten schneereichen Winter. Das Haus der anderen Familie konnte kaum luxuriöser sein: Flachbildfernseher, Klimaanlage, Massagedusche. Bei beiden Familien verbrachte ich trotz Sprachbarrieren einen spannenden Abend, eine gute Nacht und wurde lecker bekocht.
Nach über 4000km sind meine Beine müde und ich habe einen gewissen Zeitdruck, der mir immer wieder den Spaß am Radeln nimmt. Aber jetzt geht’s erstmal weiter ins nächste Land der Berge: Montenegro!
Die Autorin: Ich bin Nina, 26 Jahre alt, gerade mit dem Geographiestudium fertig geworden und auf der Suche nach Freiheit und Abenteuer. Das bedeutet für mich draußen in der Natur zu sein, keine Vorgaben einhalten zu müssen und jeden Tag aufs Neue etwas zu erleben.
Zeitdruck: ah, du willst vor dem Winter wieder daheim sein! 😉 Gute Weiterfahrt!