Für wenig Geld durch Island in 14 Tagen! Wie das funktioniert haben wir Euch ja schon in unseren Artikel zum LowBudget-Reisen auf Island und günstigster Mobilität erklärt. In den Skeptikern unter Euch keimte dabei wahrscheinlich eine einzige kleine Frage: Seid ihr damit wirklich weit gekommen? Oder habt ihr euch Blaubeeren und Tütennahrung futternd trampend am Straßenrand geaalt während euer Zelt in der muffeligen Schafscheiße stand? Um es vorweg zu nehmen: Ja, Ihr verliert natürlich schon etwas mehr Zeit durch das Warten auf Mitfahrgelegenheiten und kommt auch nicht unbedingt in Kontakt mit der kulinarischen Vielfalt des Landes. Trotzdem gibt es für diese 14 Tage eine Menge toller Orte und Erfahrungen, denen Ihr ohne Hast Eure ungeteilte Aufmerksamkeit schenken könnt. Film ab!

Reisetipps Island: Reykjavik

Wir hatten genau zwei halbe Tage in Reykjavik, nach der Anreise und vor der Abreise. Deshalb setzten wir im Prinzip keine großen Erwartungen in diese Hauptstadt der Wikingerinsel. Doch was sollen wir sagen: Reykjavik hat uns verzaubert und wir wollen wieder hin! Für jeden Kunst- und Kreativliebhaber unter Euch, für jeden Freund der kleinen schönen Dinge, der niedlichen Kaffeehäuser und des modernen nordischen Designs wird diese Stadt eine wahre Fundgrube sein! Kunst spielt in Reykjavik eine große Rolle. An jeder zweiten Hauswand prangt ein gelungenes Graffiti, die Wetterschutzwellblechfassaden sind bunt bemalt und hinter den Ladenscheiben sammelt sich so einiges an nostalgischem und abstraktem Utensil. So wie die Stadt sind auch ihre Menschen. Hier gibt es lässig gekleidete Individualisten an jeder Ecke und man aalt sich bei einer veganen Schokolade im olivgrünen Lehnsessel. Als Programmpunkte können wir die Hallgrimskirkja, die aus Beton erbaute Kirche empfehlen, deren Design an Islands natürliche Basaltsäulen erinnern soll. Schlicht und kühl, so wie das Land selbst. Sehr passend! Ansonsten lohnt sich ein Spaziergang durch die Nebenstraßen (!) der Stadt, fernab der Touristenströme in den Shoppingmeilen Laugavegur und Skólavörðurstigur. Hier gibt es in der Frakkastígur bei der Bäckerei Brauð & Co. nämlich neben Brot noch handgemachte, warme Zimtschnecken mit Lakritztopping oder Vanille-Blaubeerfüllung, die von hipsterigem Jungvolk quasi im Schaufenster verarbeitet werden. Ein letzter Tipp zur Stadt: Schaut Euch mal in den Museen um. Das Fotomuseum bietet zum Beispiel gerne auch kostenlose und mal ganz andere Ausstellungen über Island an.

 

Reisetipps Island: Laugavegur

Der Laugavegur ist unser absoluter Toptipp für alle Outdoor-Begeisterten, die die isländische Natur wirklich erleben und sich dabei körperlich anstrengen wollen. Der Trek ist je nach Endstation 53-78 km lang und kann in bis zu 5 Tagen gemeistert werden. Wir hatten uns aufgrund des Gepäcks von annähernd 20kg pro Person nur die Basisstrecke von Landmannalaugar bis Þórsmörk vorgenommen, welche jedoch in einem weiteren Tagesmarsch noch bis Skóga hätte fortgesetzt werden können. Einigermaßen körperlich fit solltet Ihr schon sein, denn der Trek hat gerade zu Beginn einige Höhenmeter parat. Entlang der Strecke befinden sich in regelmäßigen Abständen Schutzhütten, die Campingplätze, sanitäre Anlagen und Betten zur Verfügung stellen. Wer genügend Kleingeld und Vorlaufzeit hat, kann sich eines der oft schon lang ausgebuchten und sauteuren Betten buchen und damit das Gepäck deutlich reduzieren. Wir raten jedoch zu ein bisschen mehr Körpereinsatz und zum Zelt. So spart Ihr einen Haufen Kohle und erlebt Islands Natur am intensivsten mit. Die erste Etappe führt in 11km von Landmannalaugar hoch in die Berge und passiert eine wunderbar farbenfrohe Vulkanlandschaft, in der es aus schwefelgrün-weißen Quellen nur so dampf und zischt. Das Wetter kann gerade auf diesem Abschnitt schnell umschlagen und Euch in Nebel, Schnee und Regen hüllen. Seid also bitte darauf eingestellt und habt Regenzeug und warme Kleidung parat! Denn die Endstation liegt an der Hütte Hrafntinnusker, deren Campingplatz relativ offen den Elementen ausgesetzt ist. Die zweite Etappe führt Euch dann in 11km durch eine rotbraune Landschaft zerfurchten Rhyolithgesteins bis auf ein Hochplateau, von dem aus Ihr bis zum Etappenziel Álftavatn blicken könnt. Auf diesem Abschnitt müsst Ihr einige Schneefelder passieren und Eure Beinchen ordentlich anstrengen, denn es geht hoch und runter und schließlich über einen steilen Abstieg 300m hinunter in die Ebene Álftavatns. Der Campingplatz Álftavatn liegt am gleichnamigen See wunderbar gelegen: Badezeit! In der dritten Etappe geht es in 17km durch die schwarzen Lavawüsten Maelifellssandur und Emstrur zur Hütte Emstrur-Botnar. Nervenaufreibend sind hier nur die Flusspassagen, die ihr zu Fuß bei einiger Strömung passieren müsst sowie die nicht enden wollende ausgedehnte Wüste, in der Euch in der Sonne sprichwörtlich die Zunge aus dem Hals hängt. Wanderstöckchen sind hier zur Flusskehrung definitiv nicht verkehrt. Vor dem Sandmann ist hier nochmal ein Abstecher in die gigantische Schlucht Markarfljótsgljúfur angeraten! Der Endspurt bis Þórsmörk hat es in 17 km nochmal in sich, denn die können sich ziehen! Die Landschaft wird nun zunehmend grüner und erfordert nochmal einiges an Geschicklichkeit im River-Crossing bis der Trek dann durch niedrige Gebüschwälder dem vorläufigen Endpunkt Þórsmörk endet. Von hier aus sind es nochmal 12km bis Fimmvörðuháls und dann 12 km bis Skógar, die zusammen an einem Tag abgeleistet werden können. Dieser Abschnitt wartet nochmal mit 800 Höhenmetern auf, passiert jedoch auch die beiden Gletscher Gletschern Eyjafjallajökull und Myrdalsjökull. Beim nächsten Mal! Wie wir uns in den vier Tagen von Landmannalaugar bis Þórsmörk angestellt haben, erfahrt Ihr bald in der Erdnuss!

 

Reisetipps Island: Südküste

So denn, die Südküste. Ja, an der Südküste findet Ihr im Prinzip alles, was es an Sightseeing und Naturspektakeln so braucht entlang der Ringstraße. Alles ist also leicht erreichbar und deshalb leider auch sehr überlaufen. Hier findet Ihr die Wasserfälle Seljalandsfoss und Skógafoss, den Skaftafell-Nationalpark und die Gletscherlagune Jökulsárlón mit ihren Eishöhlen. Bei Vik lohnt sich ein Abstecher auf die Halbinsel Dyrhólaey zur Papageitaucherkolonie und an die schwarzen Sandstrände Reynisfjara, wo mächtige Basaltsäulen und die schwarzen Nadelberge von Reynisdrangar aus Grund und Wasser ragen. Zwei Franzosen, die wir unterwegs trafen schwärmten auch von den Westmännerinseln für eine Tagestour. Leider können wir Euch über all diese schönen Dinge nichts berichten, denn wir waren nicht da! Uns war es dort ganz einfach zu voll und nach einem kurzen Abstecher zu den Wasserfällen zog es uns in die menschenleeren Westfjorde. Irgendwann wird das mit einem Auto vielleicht einmal nachgeholt, wenn wir mit einem einsatzbereiten Fluchtwagen schnell wieder das Weite suchen können.

 

Reisetipps Island: Hveragerði

Hveragerði ist ein kleiner Geheimtipp unsererseits, wenn man sich einmal kostenlos in heißen Quellen aalen möchte. Der kleine Ort ist an sich nicht besonders umwerfend, bietet Euch jedoch einen netten kleinen Einblick in das Landleben Islands. In Hveragerði raucht und qualmt es an jeder Ecke, was die Isländer mit entsprechenden technischen Findigkeiten für die Energiegewinnung zu nutzen wissen. Am Ortsende erstrecken sich Pferdekoppeln und Stallungen mit kräftigen, glänzenden Islandponys über das begrünte Tal bevor sich die Landschaft wieder in die buckeligen Berge erhebt. Hier liegt am Hangfuß ein kleiner Parkplatz, von dem aus Euch ein Wanderweg in etwa 3km bis zum heißen Fluss in die Berge führt. Der Weg ist an sich schon ziemlich nett, da es an jeder Ecke dampf und zischt und Euch der Geruch nach gekochten Eiern fröhlich um die Nase weht. Der heiße Fluss selbst ist nicht zu verfehlen, da er mit Badestegen ausgestattet und in gestaffelte Becken untergliedert ist. Im unteren Bereich ist das Wasser durch einen kühlen Zufluss wohltemperiert und für Anfänger geeignet. Flussaufwärts wird die Geschichte dann schon heißer und bringt Euch richtig ins Schwitzen. Schön ist ein Besuch in den Abendstunden mit einem gepflegten Bier, weil hier der Publikumsverkehr dann langsam nachlässt. Und mal ehrlich: Was gibt es schöneres als mit einem gekühlten Pils in einer heißen Badewanne unter den Sternen zu sitzen?

 

 

Reisetipps Island: Westfjorde

Die Westfjorde sind touristisch bisher noch völlig unerschlossen und werden auch von den Isländern gerade erst als Urlaubsdomizil entdeckt. Großartig, mögen wir! Über Borganes und Bifröst arbeiteten wir uns also per Anhalter Richtung Norden und wurden bei Mathieu als Couchsurfer kostenlos in seinem Gästehaus (https://www.grabrok.is/) bewirtet und untergebracht. Er hatte uns von der Straße gerettet als wir nach unserer ersten langen Trampingpleite schon fast beschlossen hatten im Straßengraben zu nächtigen. Wer übrigens hausgemachte Bio-Pasta kosten oder sich als Work&Traveller dort umsehen möchte, darf sich gerne mit besten Grüßen bei Mathieu melden. Der ganze Laden wird von freiwilligem Jungvolk geschmissen, die im Gegenzug mit seinem Auto die Insel erkunden dürfen. Eine Idee für die Zeit nach Abi und Studium? Für uns ging es jedoch weiter Richtung Hólmavik, wo wir denn auch blieben und den Buckelwalen beim Planschen zusahen. Denn das Vorankommen per Anhalter ist in den Westfjorden äußerst (!) mühsam und zeitaufwändig! Ein Mietwagen wäre in diesem Fall nämlich eine Überlegung wert. Die Westfjorde bieten allerhand schöne Buchten und vulkanische Hügelketten für Tageswanderungen, grüne Wiesen mit Schafen für Wildcamper und eine großartige Aussicht auf den Vogelreichtum Islands. Nachts flirren vom Stadtlicht unverschmutzte Nordlichter über den Himmel und die Fischerhäfen liegen ruhig in der glasklaren See. Klar, hier ist nicht viel los und so manch ein Ort wirkt wie eine Geisterstadt. Dafür ziehen die Wale hier im Sommer und Herbst recht regelmäßig vorbei und kündigen sich durch ein vernehmliches Schnaufen Ihres Atemlochs an. Laut hallt das Schnauben an den Hängen der Fjorde wieder und wenn der Buckelwal mit seiner Flosse minutenlang donnernd auf das Wasser klatscht, ist das Outdoor-Glück perfekt! Versucht Euch in den Westfjorden doch auch einmal im Angeln und Blaubeeren Sammeln oder investiert einen Zwanziger für ein leckeres Fischgericht! Lohnt sich und der Kopf bleibt aus! Stille.

Lust bekommen, aber kein Geld? Dann schau doch mal in unsere Low Budget-Tipps für Anreise & Transport oder Verpflegung & Ausrüstung in Island für das Studentenportemonnaie. Gegen Übergepäck hilft unsere Packliste