Einmal Niemandsland und zurück, bitte! Dorthin, wo sich Rentiere und Weihnachtsmann gute Nacht sagen und bunte Lichter über den nächtlichen Himmel flimmern. Eine Reise nach Nordfinnland, nach Lappland zu den vergessenen Samen, die hoch im Norden kulturelle Schätze hüten. Wer nach Lappland reist, um sich in den zu erwandernden Busch zu schlagen, tut dies generell auf in eher westlichen Gefilden. Norwegen mit seinen Fjorden und Bergketten und das gemütliche Schweden mit der Sprache, die man so leicht versteht. Finnland ist oft der blinde Fleck im vielbereisten Skandinavien und zieht nur selten vergleichbare Besucherströme in seinen Bann. Dabei gibt es hier gerade das, was viele im überrannten Norwegen zu finden versuchen: Weite, Ruhe, Einsamkeit. Platz für die eigenen Gedanken und Outdoor-Wellness in der Natur. Was sollt ihr also tun dort oben im entlegenen Zipfel der Welt, nördlich des Polarkreises? Und was müsst ihr wissen? Wir lassen Euch Polarluft schnuppern und Blut lecken für die nächste Outdoor-Reise!
Lappland: Anreise
Finnland ist nicht eben um die Ecke und Lappland erst recht nicht. Wie schön! Stunden voller Einsamkeit und Stille ziehen durch euren Geist und ihr möchtet am Liebsten sofort Reißaus nehmen aus der öden mitteleuropäischen Glitzerwelt. Mit Blick auf die Flugpreise nach Rovaniemi, der Hauptstadt Finnisch-Lappland glitzert dann tatsächlich einiges, vor allem auf eurer Stirn. Flugpreise nach Nordfinnland sind ohne Übertreibung arschteuer! In der Nebensaison und mit viel Fuchserei bzgl. Wochentagen und Randzeiten mag sich da noch etwas drehen lassen, doch in Gänze ist die Geschichte eher schockierend. Gute Erfahrungen gemacht haben wir mit einer Flugzeug-Bahn-Kombination, die allerdings auch etwas Zeit kostet. Von Deutschland aus fliegt es sich günstig von Frankfurt-Hahn bis Tampere oder von jeder anderen Stadt bis Helsinki. Von dort fahren viele Nachtzüge der finnischen Bahn zu bezahlbaren Preisen nach Lappland. Ungeduldigen sei gesagt: Halb- bis Ganztagesfahrten sind in Finnland aufgrund der Landfläche nicht unüblich und die Finnen nehmen es auch mit der Nachtruhe nicht so genau. Seid ihr für ein Bettchen im Schlafwagen zu geizig, dann dürft ihr die Nacht aufrecht sitzend im heimeligen Angesicht der Halogendeckenleuchte verbringen. Gedämmtes Licht oder verstellbare Bahnsitze sind in Finnland meistens Mangelware. Alle Zugverbindungen enden außerdem spätestens in Kolari und Kemijärvi, sodass weiter nördlich auf andere Verkehrsmittel umgestiegen werden muss. Dafür hat die finnische Bahn für Studierende und Auszubildende einiges an Rabatt in petto. Aber Achtung: Ein Aufkleber der finnischen Bahnbetriebe für Erasmusstudierende muss her oder aber mindestens die Mitführung einer ISIC-Card. Verrückt und kompliziert? Nein, eigentlich nicht! Ist man erstmal angekommen in Lappi, dann ist die Weiterfahrt meist sehr entspannt.
Lappland: Von A nach B
Nordfinnland ist besonders weitläufig und noch dünner besiedelt als Südfinnland. Die Distanzen zwischen den kleinen Ortschaften sind Richtung Norden riesig und teilweise nur mit einem Auto zu bewältigen. Da die Bahn im südlichen Lappland bereits endet, eignen sich Langstreckenbusse für die Weiterfahrt nach Norden oder auch in schwedisches und norwegisches Hoheitsgebiet. So richtig flexibel seid ihr natürlich mit einem Mietwagen, der eigentlich auch nicht mehr kostet als in Mitteleuropa. An jedem Flughafen gibt es meist einen Schalter für die direkte Wagenanmietung. Trampen ist natürlich auch eine Möglichkeit, die jedoch nicht ganz so zuverlässig funktioniert. Die Finnen sind eben doch ein eher schüchternes und zurückgezogenes Völkchen.
Lappland: Unterkunft
Übernachtungen in Hotels oder gemieteten Apartments sind in Finnland recht teuer, wenn ihr nicht gerade einen Geheimtipp bekommt. Ein Blick auf Airbnb oder Couchsurfing lohnt sich daher für Sparfüchse besonders und stellt zusätzlich den hilfreichen Kontakt zu Einheimischen her. Sie können euch zeigen, wo es in Lappland etwas zu kaufen gibt, welche Trekkingtour sich lohnt und wo die schönsten Moltebeeren wachsen. Wobei nein, das erzählt der Finne ja eigentlich nicht mal seinem besten Freund. Mit mehreren Personen lohnt sich auch die Anmietung eines Mökkis, eines kleinen finnischen Bockhauses mit variabler Ausstattung. Von Sauna und Kamin bis Bretterbude alles dabei, preislich aber auch. Wer Glück hat, findet in der Nebensaison ein Mökki für eine Großfamilie und drei Übernachtungen für 100€. Wer noch weniger Komfort braucht und gar kein Geld ausgeben will, der quartiert sich einfach in der Natur ein. In Lappland gehören zahlreiche kostenlose Blockhütten für Outdoor-Freunde zur landschaftlichen Ausstattung, die gerne erwandert und bezogen werden dürfen. Hier gilt: Kein Blockhaus gleich dem anderen und wer zuerst kommt, malt zuerst. Manchmal findet ihr höhlenartige dunkle Löcher mit Mäusekot, dann wieder den alaskanischen Blockhaustraum mit Küchenzeile. Und manchmal ist auch einfach schon jemand drin. Dann müsst ihr euer Zelt vor der Haustür aufschlagen. Das ist aber gar nicht schlimm, denn in Finnland herrscht, wie in ganz Skandinavien das Jedermannsrecht. Gezeltet werden darf überall, solange der Müll in der Tasche bleibt.
Lappland: Verpflegung
Finnland ist ein teures Pflaster und die Futtersuche ist für Sparfüchse eher unangenehm. Mit ein paar Tricks könnt ihr euch jedoch zu helfen wissen. Restaurantbesuche sind natürlich schon mal nichts für LowBudget-Reisende und Selbstkochen ist die Devise. Das geht in jeder Form der oben vorgestellten Unterkunft sehr gut. Die Finnen sind ohnehin ein sehr häusliches Volk und feiern, schlemmen und trinken in der Regel erst mal ausgiebig zu Hause bevor sie die Festung verlassen. Kochabende mit Freunden sind hier viel verbreiteter als bei uns. Doch auch hierfür will ja eingekauft werden und da lohnt sich ein Supermarkt-Vergleich: Die Supermarktkette Lidl hat zum Leidwesen der finnischen Wirtschaft und zur Freude der Geringverdiener Einzug am Polarkreis gehalten und so findet man zum Teil deutsche Diskounterware sogar in Lappland. Lidl ist zusammen mit dem Sale-Supermarkt mit Abstand der günstigste Laden. Siwa ist hingegen der teuerste. Der Siwa ist sozusagen der erweiterte Tante-Emma-Laden oder der Tegut unter den finnischen Supermärkten. Ihn gibt es wirklich überall, aber eben nicht zum kleinen Preis. Der Siwa ist oft die letzte Rettung während der Feiertage und am Ende der Straße. Ebenfalls teuer, dafür mit allem, was das Herz begehrt, ist der Prisma. Im Prisma findet ihr von der Feinkost bis zur Outdoor-Ausrüstung jeden Schnickschnack, den ihr haben wollt. Bezahlt werden kann überall selbst der kleinste Automatenkaugummi mit Kreditkarte. Kleingeld ist weniger verbreitet und sollte es doch einmal den Weg in die Jackentasche gefunden haben, erfreut sich der Finne eines kleinen Glücksspiels am Supermarkt-Spielautomaten.
Lappland: What else?
Die Finnen gelten als introvertiert und wortkarg, was wir jedoch aus eigener Erfahrung nicht bestätigen können. Viele Finnen sind des Englischen besser mächtig als wir und gern bereit ihre linguistische Weisheit an Mann und Frau zu bringen. Erstmal angesprochen und um Hilfe gebeten sind die Finnen sehr kommunikativ und interessiert und reden gern und viel. Nicht so üblich ist lautes Gebahren oder auffälliges Benehmen in der Öffentlichkeit, es sei denn man ist des nächtens am Wochenende sternhagelvoll. Und das sind dann doch die meisten. Traut ihr euch auch nur mit Alkoholpegel in die Karaokebar, dann seid gewarnt: Im Supermarkt findet ihr nur Bier mit weniger Alkoholgehalt. Normales Bier und sonstige alkoholische Getränke sind in ganz Finnland nur im Alko-Shop erhältlich.
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