Jeder kennt „Ich packe meinen Koffer“. Das ist einfach, und jeder weiß, wie man seinen Koffer packt. Doch wie packt man eigentlich einen Rucksack, wenn es auf eine Bergtour gehen soll? Ich werde öfter gefragt, was ich eigentlich auf Wanderungen oder Gipfelbesteigungen mitnehme. So pauschal kann man das gar nicht sagen, es kommt ja auf die Tour an. Hier trotzdem fünf Basics, wie man den Rucksack richtig packen sollte!
-
Rucksack richtig packen: Gewicht
Klar, weiß doch jedes Kind. Wirklich? Manchmal trifft man bei einer Besteigung Menschen, deren Rucksäcke sich beim Absetzen anhören wie ein Gemischtwarenladen. Klimper, Klotz, Klirr. Glasflaschen, Jausenbox, Objektivtaschen, Einmachgläser, Picknickdecke, Defribilator und eine Kleidungsausstattung, bei der so mancher Einzelhändler neidisch werden könnte.Ich habe schon Gruppen gesehen, die Gläser mit eingelegten Oliven auf über 3000m brachten.
Sicher ist es nicht falsch, ein trockenes Hemd mehr mit zu haben. Jedoch addieren sich selbst Gramm-Artikel schnell zu einem Kilo zusammen. Selbst mit der obligatorischen Verpflegung von min. 2 Litern Wasser, ein bisschen Energienahrung und der Kamera ist man bei drei Kilo angelangt. Dazu kommt die Wechselkleidung, der Rucksack selbst (oft über 1,5 Kilo!) und Kleinigkeiten, wie Batterien, ein Messer und eine Stirnlampe. Man schleppt also schon bei minimalem Gepäck ein knappes Wassersixpack auf dem Rücken, das sich bei steigender Höhe mit den Schultermuskeln und –nerven anfreunden darf. Minimales Gepäck ist also wichtig und man sollte sich vorher immer genau überlegen, was mitkommt. Brauche ich das wirklich? Hat nicht mein Kumpane auch eine Kamera dabei? Teilen wir die Tupperbox für Essen? Haben wir das Gewicht nach Körperstärke aufgeteilt? Je nach Schwierigkeit des Berges lässt man lieber mal etwas auf der Hütte, damit man den An- und Abstieg auch wirklich genießen kann. Verhungern wird man in den wenigsten Fällen und meistens schmeckt die Vesper an der Hütte dann umso besser, wenn man auf der Tour etwas gedarbt hat.
-
Rucksack richtig packen: Sei auf alles gefasst
Dieser Punkt beißt sich etwas mit dem ersten, weswegen dann Punkt 3 wichtig wird. Auf alles gefasst sein bedeutet, dass immer etwas schief gehen kann. Jemand verletzt sich, man schläft bei der Gipfeljause in der Sonne ein oder das Wetter schlägt um. Zeitliche Verschiebungen führen oft dazu, dass man doch in das Nachmittagstief gerät oder die Temperatur fällt, wenn man müde und erschöpft auf dem Rückweg ist. Die besagte Extraschicht an warmen/trockenen/schützenden Klamotten ist dann Gold wert. Besonders oft unterschätzt habe ich in den Anden den Bedarf an Wasser. Selbst bei einer 4-5 Stunden Tour waren drei Liter ein Muss, da die Kopfschmerzen sonst wirklich unerträglich wurden. Ein weiteres klassisches Beispiel: Bedeckter Himmel; Sonnenbrille auf der Hütte gelassen, um Gewicht zu sparen. Ändert Petrus jedoch seine Meinung, ist man die Hauptzeit der Wanderung damit beschäftigt, Tücher wie Turbane so zu binden, dass man die Augen für kurze Zeit entlasten kann. Das Zusammenkneifen führt zu Kopfschmerzen, diese machen unkonzentriert und schon führt der Fehltritt zum Exodus. Muss nicht sein!
-
Rucksack richtig packen: Planung hilft
Um die Diskrepanz zwischen Punkt 1 und 2 aufzulösen ist Punkt 3 extrem wichtig: Vorbereitung! Insbesondere der Wetterbericht, den die meisten Hüttenwirte immer parat haben, ist Basis jeder Bergtour. Wenn seit Tagen zuverlässig ein Schönwetterfenster angesagt ist, darf die Regenjacke vielleicht wirklich mal daheim bleiben. Dabei nicht auf Google oder Wetter.de verlassen, sondern mit den Einheimischen oder anderen Wandernden/Bergsteigenden sprechen! Diese wissen am besten Bescheid, ob sich die 25 Grad auf der Hüttenterrasse weiter oben wie 2 Grad anfühlen. Diese genaue Vorbereitung ist zwar manchmal lästig, hilft aber den Rucksack so effizient wie möglich zu packen und Überraschungen zu vermeiden.
Auch wichtig in der Vorbereitung ist das Studieren der Karten. Welchen Weg gehe ich, wie lange wird er dauern, gibt es online Erfahrungsberichte, kann man die Route im Notfall abbrechen oder verkürzen? Dabei niemals denken, dass die 47% Akkurestlaufzeit für die Wanderung reichen. Sie tun es nie (oft z.B. wegen der Temperaturunterschiede, die den Akku schwächen), weswegen man alles ausdrucken sollte. Besonders empfehlen kann ich outdooractive.com und bergfex.at, wo man seine Routen relativ umfangreich planen kann. Mit so einer Vorbereitung fällt das Auswählen der Verpflegung schon einmal um einiges leichter und unnötige Dinge kommen gar nicht erst mit.
-
Rucksack richtig packen:Nice-to-have
Ein paar Dinge braucht man so oft, dass ich beschlossen habe, sie gar nicht mehr auszupacken. Denn packt man sie doch mal aus dem Rucksack, fehlen sie sicher ausgerechnet bei der Spontantour. Dazu gehören…
- Ein Schweizer Offiziersmesser: Konservativ und irgendwie ausgelutscht (aua!), aber die Dinger sind wirklich praktisch!
- Raincover
- Kartenspiel: Zugfahrten, verregnete Hüttenabende oder Erholungsphasen können damit überbrückt werden
- Notizbuch und Stift: für Gedanken zwischendurch, Infos zur Route oder einfach, weil es intellektuell aussieht
- Nagelknipser: eher für Kletternde interessant, jedoch manchmal entscheidend für ein gelungenes Klettererlebnis
- Stirnlampe: weil es manchmal schön ist, zu trödeln und den Rückweg dann im Dunkeln zurückzulegen
- Ultraleicht-Hängematte: niemals hätte ich gedacht, dass ein faustgroßes Gepäckstück so viel Spaß bereiten kann; egal ob im Park oder auf einer Spontanwanderung
-
Rucksack richtig packen: Der Rucksack selbst
Liegt eigentlich auf der Hand, ist aber oft auch ein Problem mangelnder Finanzen oder Kenntnis. Theoretisch bräuchte man für jede Art der Tour einen anderen Rucksack: lange Wanderung (>40L), Bergtour (20-35L), alpine Bergtour (~35L), Klettertour (20L), Trailrunning (<10L). So verschieden die Sportarten sind, so verschieden sind die Aufbewahrungsutensilien dafür. Von daher von mir nur folgender Tip: der Rucksack muss Dir passen. Ich habe monatelang Nackenschmerzen von einem Netzrucksack gehabt (diese mit der Wölbung in der Rückenpolsterung), bis ich umgestiegen bin auf einen Kletterrucksack. Dieser liegt enger am Rücken und die Schulterriemen sind weiter auseinander. Alles super seitdem! Einziger Nachteil: auf extrem langen Wanderungen ist er 1. etwas klein und 2. etwas zu wenig gepolstert, da er ja für’s Klettern möglichst leicht sein muss. Probiert also vor dem Kauf viel herum und ladet ihn schon im Laden mit Gewichten voll – da bekommt man einen guten ersten Eindruck. Und wenn’s für Dich der Fjällräven Kanken sein soll – dann bitte. Aber denk dran: WLAN für Instagram gibt’s am Berg meist eh nicht.
Abschließend bleibt natürlich zu sagen, dass alle der Punkte immer in Relation zum Vorhaben gesehen werden müssen. Im T-Shirt am K2 zu stehen ist ebenso peinlich, wie die komplette Überausrüstung für den Sonntagnachmittag-Spaziergang. Denn mal nicht alles dabei zu haben, kann auch zu schönen Situationen führen: Teilen. Und nun genug geredet, den Rucksack gepackt und raus da!
Noch keine Kommentare